Jari, der Zwerg Eggersson - und der Kampf um Haithabu
Jari, der Zwerg Eggersson (abgeleitet von Egilson) ist der Sohn von
Harek Egil Alrikson und dessen Weib Sibbe. Sein Großvater Alrik
und dessen Vater Bjorgolf kämpften bei der berühmten Schlacht
auf der Heide von Bråvalla.
Die Schlacht von Bråvalla soll in der Mitte des 8.Jahrhunderts auf den
Ebenen der schwedischen Provinz Östergötland stattgefunden haben.
Die Schlacht wird in mehreren nordischen Sagas wie die Hervarar-Saga,
in der Gesta Danorum von Saxo Grammaticus und auf dem Runenstein
von Rök genannt. Heutige Historiker zweifeln jedoch daran, dass die
Schlacht wirklich stattgefunden hat. In den
verschiedenen Sagas gibt es
auch unterschiedliche Angaben zum Ort des Geschehens.
Halfdan, der aufgrund seiner Großzügigkeit der Milde genannt wurde, bestreitet die Schlacht mit seinen beiden Brüdern Sigurd und Harald als Norweger auf der Seite des Schweden Sigurd Ring gegen den alten und blinden dänischen König Harald Hilditann, der von Odin (in Menschengestalt) im Streitwagen in die Schlacht geführt worden sei. Nach dem Tod Harald Hilditann, den Odin selbst (siehe Bild, Odin mit Keule hinter dem König im Streitwagen) herbeigeführt haben soll, war die Schlacht zugunsten Sigurd Rings und seinen norwegischen Helfern entschieden. Als Belohnung erhielten die Norwegerkönige ein Stück Land an der Südgrenze des großen nordischen Reiches. Alrik und Bjorgolf, zwei untergeordnete Heerführer auf Seiten Halfdans, gehörten zu den auserwählten Kämpen, die die neue südliche Heimat -„die Stadt auf der Heide“- unter Sigurd und Harald aufbauten und sicherten.
Stadt auf der Heide – Haithabu (von altnordisch Heiðabýr, aus heiðr = Heide und býr = Hof; dänisch Hedeby, lateinisch Heidiba, heutiger Name Haddeby) war als erste echte mittelalterliche Stadt in Nordeuropa, ein Handelsort und Hauptumschlagplatz für den Handel mit Skandinavien und dem Baltikum. Haithabu lag auf der Kimbrischen Halbinsel an der Schlei am Isthmus zwischen Nordsee und Ostsee und dem historischen Ochsenweg (oder Heerweg). Der Ort gehört heute zur Gemeinde Busdorf nahe Schleswig im Kreis Schleswig-Flensburg. Der seit Jahrhunderten verlassene Ort ist heute zusammen mit dem Ringwall der slawischen Wagrier im heutigen Oldenburg in Holstein eines der bedeutendsten Bodendenkmäler in Schleswig-Holstein.
Im Jahre 830 als König Erik I. (auch Horik I. genannt) von Haithabu Friedensboten zum Kaiser Ludwig des Frommen entsandte, wurde Jari in Haithabu geboren. Sein Vater Harik Egil war zu der Zeit ein führender Krieger der Stadtwache und treuer Gefolgsmann der Könige von Haithabu. Jaris Mutter Sibbe war keltischer Abstammung und ist 820 aus Irland nach Haithabu verschleppt worden. Trotz der misslichen Umstände ging sie gerne in die Ehe mit dem Krieger Harik Egil, der seinerseits viel Ruhm um die Befestigung und Sicherung Haithabus in den Wirren der Erbnachfolge Gudröds erlangte. Sowohl das keltische Blut der Mutter als auch das norwegische des Vaters sorgten dafür, dass trotz der ersten Christianisierungversuche durch Ebo von Reims im Jahre 823 unter Harald Klak als König von Haithabu in der Sippe der alte Glaube erhalten blieb. Nach der Vertreibung Harald Klaks durch Erik aus Haithabu wurde in ganz Haithabu wieder am alten Glauben festgehalten. So wuchs Jari im Glauben an die alten Götter auf und seine Erziehung richtete sich danach aus.
Im Alter von 4 Jahren sah er seinen Vater gen Westfriesland und Dorestad ziehen, dieser kehrte mit reicher Beute zurück, und Jari wollte seinem Vorbild nacheifern. Allerdings war er in den Kindsjahren von eher kümmerlicher Gestalt und bekam daher den Beinamen der Zwerg. Doch er wuchs zu einem stattlichen Jüngling heran und strafte seinem Beinamen Lügen. Da nach nordischen Recht ihm als jüngster Sohn seines Vaters des Erbe zusteht, verließ sein älterer Bruder Haki Haithabu und ging auf Wikingfahrt gen Süden, entlang der fränkischen Küste. Jari, der damals 8 Jahre alt war, sollte ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. Um seinem Erbe gerecht zu werden und seinem siegreichen Vater nachzueifern, erlernte er den Umgang mit Speer, Schwert, Axt und Bogen. Im Jahre 839 kam es zum Frieden zwischen Ludwig dem Frommen und Erik, der das Heidereich um das rechtselbische Gebiet Stormarn und das Abotritenland vergrößerte. Nach dem Tode Ludwig des Frommen kam es erneut zu Streitigkeiten und Krieghandlungen. Nach einem Angriff Gudröds II, einem Sohn des vertriebenen Harald Klak, auf Gebiete des Heidereiches kam es im Jahre 845 unter der Führung von Erik als Vergeltungsschlag zum Sturm gegen die Hammaburg (dem heutigen Hamburg), einer Handelsstadt und Bischofsitz an der Elbe, bei der Jari seinen Vater begleitete. Nachdem sich die Haithabuflotte aus Hammaburg zurückzog, kam es zu einem Angiff auf das Sachsenland im selben Jahr, bei dem Harik zu Tode kam. Jari übernahm zurück in Haithabu die Verantwortung für seine Mutter Sibbe und seine beiden jüngeren Schwestern Svala und Inga.
Da die Zeit der gewinnträchtigen Wikingzüge mit dem Friedensschluß zwischen dem Frankenreich unter Lothar und Haithabu 847 vorbei zu sein schienen, entwickelte Jari sein handwerkliches Geschick weiter, um so den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu bestreiten. Jaris Treue zu seinem König Erik wurde schwer erschüttert, als dieser 850 zum Christentum übertrat und eine Kirche in Haithabu bauen ließ. Jari schied ganz aus dem Kriegdienst und heiratete die Tochter eines angesehenen Kaufmanns. Neben seinem Handwerk wurde er von seiten seines Weibes Estrid im Lesen, Schreiben und Rechnen geschult. 854 folgten drei Sommer der Kriege vor Haithabus Toren als die Söhne Harald Klaks ihre Ansprüche auf den Haithabuthron geltend machen wollten. Erik fiel 854, sein Sohn Erik II. und dessen Bruder Sigurd übernahmen die Krone in Haithabu. Beim letzten Sturm auf Haithabu im Jahre 856 nahm die Stadt sehr starke Verluste hin. Estrids Eltern verloren ihr Leben. Jari, der zwangsweise zur Verteidigung der Stadt wieder zur Waffe gerufen wurde, wurde schwer verletzt. Er kämpfte lange gegen das Wundfieber und nur das heilkundliche Wissen seiner keltischen Mutter rettete ihm das Leben. Nachdem er wieder vollständig genesen war, übernahm er das Handelsgeschäft von Estrids Eltern und brachte es durch geschicktes Taktieren zu einem angesehenen Vermögen. Seine beiden Schwestern verheiratete er mit norwegischen Händeln aus Skiringssal, der Heimatort von Estrids Eltern.
Doch das Glück war nur von kurzer Dauer, denn im Jahre 862 griffen die Söhne Ragnar Lodbroks Haithabu von der Seeseite an, zerstörten die gesamt Haithabuflotte und legten Feuer in der dicht mit Holzhäusern besiedelten Stadt im Ringwall. Jari floh mit seinem Weib und seiner Mutter aus der brennenden Stadt. Auf der Flucht starb Sibbe. Jari und Estrid erreichten mit einer Reihe von Flüchtlingen, hauptsächlich Handwerker und Kaufleute, die Stadt Sliasthorp (heute Schlewig) und siedelten sich dort an.
Fern von jeglichen Thronstreitigkeiten, die sich lediglich auf die als unbezwingbar geltende Stadt Haithabu beschränkten, blühte in der kleinen Siedlung der Handel auf. Jari, inzwischen ein Meister in der Leder- und Holzbearbeitung, führte gemeinsam mit seinem Weib das Handelsgeschäft weiter. Auf einer fast 1 jährigen Kaufmannsreise in den Orient im Jahre 865 erweiterte Jari das Handelsangebot um Silber und ausgefallene Tuche und Seide, die sich im Frankenreich besonders bei Hofe starker Beliebtheit erfreuten.
Im Sommer schließen sich Estrid und Jari geschützten Händlern- und Handwerkertrossen an und bereisen die nordischen Länder sowie das Frankenreich bis an den Rhein in die Gegend von Köln und Aachen. Dies dient sowohl zum Verkauf der im Winter hergestellten Waren als auch zum Knüpfen neuer Handelsbeziehungen. Ihr Freund Arold, der ehemalige Sklave von Estrids Eltern, kümmert sich derweil um das heimatliche Geschäft in Sliasthorp.